Vortrag Tetralogie 3: “Mathematik, Zufall und Wahrscheinlichkeit”
Prof. Dr. Dieter Mersch
Praktiken des Spielens sind ebenso vielfältig und heterogen wie die Praktiken der Rede oder des Kunstmachens. Dennoch zeichnet ‚Spielen‘ zweierlei aus: Erstens eine Dialektik von Regularität und Unbestimmtheit, wobei es stets um die Virtuosität der Beherrschung dieser Dialektik geht; zweitens, sei es allein oder in Gesellschaft, die Bemeisterung von Widerstand und Zufall, sodass das Spiel geradezu zu einem ‚Lebensbild‘ wird: Es konfrontiert uns mit dem Unverfügbaren, der Endlichkeit der Welt und zeigt uns unsere Grenzen auf. Seit der frühen Aufklärung hat sich insbesondere die Mathematik dem Spiel und der Erfahrung dieser Grenzen bemächtigt, und zwar in Gestalt von drei unterschiedlichen Theorieansätzen: einmal der Statistik, die dem Zufall eine Gesetzmäßigkeit abzuringen sucht, zum anderen der Wahrscheinlichkeitstheorie, die Unsicherheit bewältigen und Risiko minimieren will, und drittens durch die Spieltheorie, die das Unberechenbare in Berechenbarkeit zu verwandeln trachtet. Der Vortrag arbeitet demgegenüber einen radikalen Begriff des Zufalls aus, der sich jeder Bemächtigung durch mathematische Verfahren oder Künstlicher Intelligenzen widersetzt – eine Dimension des ‚Zu-Falls‘, der der altgriechischen Vorstellung von tychē und kairos nahekommt und dessen Ort die Kunst beschreibt.
Den vollständigen Vortrag vom 22. Januar 2022 finden Sie hier: Mathematik_Zufall_Wahrscheinlichkeit_Tr3_220122
Die Einladung finden Sie hier: TRILOGIE_3_ZOOM_220122